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RATINGS | Wie beurteilen Banken die Bilanzen ihrer Kunden?

Loy Judith  |  Presslmayer Elisabeth

Kreditinstitute analysieren regelmäßig die Jahresabschlüsse ihrer Kunden und unterziehen sie einem Rating-Prozess. In den Medien hört man häufig von Bewertungen der großen Ratingagenturen (zB Standard & Poors, Moodys, Fitch IBCA). Aber wie gehen unsere heimischen Banken bei der Beurteilung Ihrer Bilanz bzw Ihres Unternehmens konkret vor und – vor allem - wie können Sie Ihr Rating verbessern? 

Was bedeutet Bonität und Rating?

Unter Bonität versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, seinen gegenwärtigen und zukünftigen Zahlungsverpflichtungen in Zusammenhang mit der Bedienung des Fremdkapitals (Zinsen und Tilgungsraten) vollständig und termingerecht nachzukommen.

Als Rating bezeichnet man die Einschätzung eines Kreditinstitutes bezüglich der Ausfallswahrscheinlichkeit seiner Kunden im kommenden Geschäftsjahr.

Für diese Beurteilungen verwerten die Kreditinstitute die ihnen bekannten qualitativen und quantitativen Einzelinformationen ihrer Kunden, welche sie aus der laufenden Betreuung sowie insbesondere auch aus den Jahresabschlüssen gewinnen. Darüber hinaus werden objektivierte und zukunftsorientierte Bewertungen von Erfolgs- und Risikofaktoren eines Unternehmens vorgenommen. Die Besicherung von Krediten wird bei der Ermittlung der Ratingstufe hingegen nicht berücksichtigt.

Der Ratingrozess 

Der Ratingprozess stützt sich sowohl auf quantitative als auch auf qualitative Faktoren. Die Gewichtung der einzelnen quantitativen Bereiche zueinander ist dabei von Bank zu Bank verschieden. Die in den ua Graphiken angeführten Prozentsätze sind daher nur beispielhaft zu verstehen und können bei Ihrer Hausbank stark differieren. 

  • Bilanzrating (quantitatives Rating) und Hard Facts

Vor der eigentlichen Berechnung der bankspezifischen Kennzahlen wird der an die Bank übermittelte Jahresabschluss analysiert und aufbereitet:

Das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital wird um bekannte bilanzpolitische Maßnahmen bzw Sondereffekte bereinigt. Zum Beispiel kürzen Firmenwerte, Gesellschafterdarlehen, beschlossene Ausschüttungen etc. das Eigenkapital. Darüber hinaus wird auch der Jahresgewinn um Einmaleffekte wie Anlagenverkäufe, Rückstellungsauflösungen und Ähnliches bereinigt.

Aus diesen Daten werden sodann Kennzahlen zur Finanz- und Ertragslage sowie zur Liquidität ausgewertet und gewichtet und daraus Ihre persönliche Bilanzratingzahl ermittelt. Diese werden dann noch um das qualitative Rating ergänzt.

 

 Quelle: Rating Kennzahlen – Das Handbuch 

 

  • Qualitatives Rating und Softfacts

Neben dem rein quantitativen Bilanzrating werden auch qualitative Faktoren zur Ermittlung der endgültigen Ratingzahl herangezogen. Hier beurteilt der Kundenbetreuer Faktoren, welche die betrieblichen Strukturen und das jeweilige wirtschaftliche Umfeld betreffen, jedoch nicht quantifizierbar sind. Folgende Bereiche werden jedenfalls analysiert, bewertet und gewichtet: 

 

 Quelle: Rating Kennzahlen – Das Handbuch

In einem weiteren Schritt erfolgt die Ermittlung der endgültigen Ratingzahl, welche vor allem durch das Ergebnis des Bilanzratings und dem Überziehungsverhalten des Kunden beeinflusst wird. Das qualitative Rating selbst kann nur eine Verbesserung bzw. Verschlechterung einer beschränkten Anzahl an Rating-Stufen bewirken.

Welche Maßnahmen können zu einer Verbesserung des Bilanzratings beitragen?

Wie die obigen Ausführungen zeigen, kann das Rating mittels „Bilanzpolitik“ nur sehr beschränkt verbessert werden, zumal deren Effekte von den Banken ohnehin vor der Kennzahlenermittlung eliminiert werden. Dennoch können Sie durch folgende Maßnahmen Ihr Gesamtrating positiv beeinflussen: 

  1. Verbesserung der EK-Quote zum Beispiel durch echte Kapitalzuführungen bzw. Vermeidung von exzessiven Ausschüttungen bzw. Dividendenzahlungen, Maßnahmen zur Verkürzung der Bilanzsumme (zB Leasing, Factoring, usw.) oder die Optimierung des Net Working Capitals.

  2. Achten Sie auf eine gute Kundenbeziehung zu Ihrem Bankberater: Regelmäßige persönlicher Gespräche, in denen Informationen über die aktuelle wirtschaftliche Lage, die Präsentation der Finanz- bzw. Liquiditätsplanung und allfällige außerordentliche Punkte besprochen werden, sind vertrauensbildend und tragen letztlich auch zu einem besseren Rating bei. 

  3. Rechtzeitige Offenlegung des Jahresabschlusses bzw. zeitgerechte Übermittlung desselben an die Bank.

  4. Vermeidung von Kontoüberziehungen!

Zusammenfassung und Ausblick

Ihr Kreditinstitut ermittelt jährlich für Sie eine aktuelle Ratingzahl, welche sich maßgeblich auf Ihre Bankkonditionen bzw. Ihren Finanzierungszinssatz auswirkt.

Achten Sie also darauf, Ihr Bilanzrating durch eigenkapitalstärkende Maßnahmen zu verbessern und bedenken Sie dabei, dass simple bilanzpolitische Maßnahmen von der Bank entdeckt und eliminiert werden. Darüber hinaus können Sie Ihr Rating durch einen aktiven und ehrlichen laufenden Informationsaustausch mit Ihrem Kundenbetreuer und vor allem durch ein angemessenes Überziehungsverhalten positiv beeinflussen. 

Für weiterführende Fragen zu dieser Thematik stehen Ihnen die Verfasserinnen gerne zur Verfügung!